Infos für Eltern
Was ist Logopädie?
Logopädie ist Sprachtherapie.
Der Begriff „Logopädie“ kommt aus dem Griechischen: Logos = Wort, Sinn / paideia = Unterricht, Erziehung.
In der Logopädie befassen wir uns mit Auffälligkeiten und Störungen der gesprochenen und geschriebenen Sprache, dem Sprachverständnis, sowie der Stimme.
Logopädie umfasst Prävention, Abklärung, Therapie und Beratung bei sprachlichen Auffälligkeiten.
Die Zusammenarbeit mit Eltern, Ärzten, Lehrpersonen und anderen Fachstellen ist von grosser Wichtigkeit.
Die Logopädin untersteht der Schweigepflicht.
Nützliche Links
Sprachentwicklung
Die Sprachentwicklung kann von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Die normale Sprachentwicklung verläuft in etwa wie folgt:
0-6 Monate:
Sprachliche Äusserungen: schreit, gurrt, lallt
Sprachverständnis: erkennt die Stimme der Mutter
bis 10 Monate:
Sprachliche Äusserungen: lallt Silben
Sprachverständnis: schaut zu Gegenständen, wenn sie genannt werden
bis 12 Monate:
Sprachliche Äusserungen: Lall-Monologe, Silbenverdoppelungen, erste Wörter (Mama / Papa)
Sprachverständnis: reagiert auf seinen Namen, reagiert auf einfache Aufträge
12- 18 Monate:
Sprachliche Äusserungen: einzelne Wörter, erste willentliche Sprachäusserungen
Ein-Wort-Sätze
Sprachverständnis: führt einfache Aufträge aus
18-24 Monate:
Sprachliche Äusserungen: benennt bekannte Dinge, erstes Fragealter mit Satzmelodie, bis 50 Wörter, Zwei- und Mehrwortsätze
Sprachverständnis: versteht einfache Aufforderungen und Fragen
24-36 Monate:
Sprachliche Äusserungen: sagt seinen Namen, zweites Fragealter mit „Was, wo, wie, warum?“, Wortschatzspurt
Sprachverständnis: versteht Wörter der Alltagssprache, versteht einfache, nicht situationsbezogene Sätze
36-48 Monate:
Sprachliche Äusserungen: gebraucht „ich“, bildet korrekte einfache Sätze, kann über Vergangenes, nicht Anwesendes sprechen
Sprachverständnis: versteht seiner Erfahrung entsprechend alles,
versteht zusammenhängende Informationen und einfache Geschichten in Bilderbüchern
ab 48 Monaten:
Sprachliche Äusserungen: kann alle Laute bilden (ausser „sch“ und „r“), bildet Haupt- und Nebensätze, drückt Gedankengänge differenziert und verständlich aus
Sprachverständnis: versteht einfache Geschichten, versteht komplexe Informationen
Wann braucht es Logopädie?
Wenn Ihr Kind nicht oder stark verzögert spricht.
Wenn sich Ihr Kind sprachlich nur ungenügend ausdrücken kann.
Wenn Ihrem Kind die Sprachauffälligkeit bewusst ist und es sich daran stört.
Wenn es Leidensdruck hat.
Wenn sich Ihr Kind zurückzieht und nicht gerne spricht.
Wenn andere Leute Ihr Kind nicht verstehen können.
Wenn Sie bezüglich der Sprache Ihres Kindes verunsichert oder beunruhigt sind.
Störungen der Sprachentwicklung
Sprachverständnis:
Das Kind hat Mühe, rein sprachliche Aufträge zu verstehen und umzusetzen.
Es interessiert sich kaum für Geschichten.
Es tendiert zu „Ja“-Antworten.
Das Kind handelt nach dem Schlüsselwort-Prinzip oder nach dem Wahrscheinlichkeits-Prinzip.
Wortschatz/Wortfindung:
Das Kind kennt die genauen Bezeichnungen der Dinge nicht und verwendet „Passepartout“-Wörter (z.B: „Gib mer de Dings“).
Es kann die Wörter nicht abrufen, obwohl es sie kennt (es liegt ihm auf der Zunge).
Die Begriffe sind ungenau.
Dysgrammatismus (fehlerhafter Satzgebrauch):
Die Sätze sind grammatikalisch falsch.
Die Wortreihenfolge stimmt nicht oder es fehlen Wörter. z.B. „Nili nöd esse wött.“ oder „Ich hani obem Tisch glegt.“
Phonetische und phonologische Störungen (fehlerhafte Aussprache):
Das Kind kann nicht alle Laute bilden. z.B. „Schue“ = „Sue“
Es ersetzt Laute oder lässt sie weg. z.B. „ä roti Blueme“ wird „e loti Bueme“
Die Sprache wird entstellt und schwer verständlich.
Kommunikationsverhalten:
Das Kind spricht nur in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Personen.
Das Kind verweigert die Sprache (Mutismus).
Das Kind nimmt keinen Blickkontakt auf.
Das Kind reagiert nicht, wenn es mit seinem Namen angesprochen wird.
Redeflussstörungen:
Das Kind stottert.
Es treten Laut-, Silben- oder Wortwiederholungen auf.
Beim Sprechen zeigen sich Blockaden, Verspannungen oder Mitbewegungen.
Das Kind poltert: Es spricht schnell und verhaspelt sich.
Stimm- und Stimmklangsstörungen:
Die Stimme ist längere Zeit heiser.
Das Kind hat ein offenes Näseln: Durch die Nase entweicht zu viel Luft.
Das Kind hat ein geschlossenes Näseln: Durch die Nase kann zu wenig Luft austreten. Es tönt, wie wenn die Nase verstopft ist.
Myofunktionelle Störung:
Der Munschluss ist unvollständig. Das Kind atmet meist durch den Mund.
Die Speichelkontrolle ist mangelhaft.
Lese- und Rechtschreibschwäche:
Das Kind hat Mühe beim Lesen und Schreiben lernen.
Es verwechselt Buchstaben. Beim Schreiben treten sehr viele Fehler auf.
Lesen gelingt nur langsam und ist mit grosser Anstrengung verbunden. Das Textverständnis leidet darunter.
Rechenschwäche:
Das Kind hat Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen und Mengen.
Die Rechnungen können schlecht automatisiert werden.
Mögliche Ursachen für eine Spracherwerbsstörung:
Die Gründe für eine Spracherwerbsstörung sind meist vielschichtig und nicht eindeutig feststellbar.
Es gibt jedoch einige mögliche Ursachen. Dazu gehören:
• Organschädigungen
• Störungen in der körperlichen, psychischen oder geistigen Entwicklung
• Mangelnde sprachliche Förderung und Anregung durch die Umwelt
• Familiär auftretende Sprachschwächen
• und viele mehr
Tipps
Im 1. Lebensjahr
Suchen Sie den Blickkontakt und begeben Sie sich mit dem Kind auf Augenhöhe, wenn Sie mit Ihm sprechen.
Nennen Sie Ihr Kind häuftig beim Namen.
Benennen Sie Dinge, denen Ihre gemeinsame Aufmerksamkeit gilt.
Geben Sie den Äusserungen des Kindes Bedeutung.
Begleiten Sie das Spiel Ihres Kindes sprachlich.
„Gugus-Dada“ und Gib-und-Nimm – Spiele sind immer spannend.
Pflegen Sie Rituale, z.B. Einschlafritual (Lied singen, Geschichten erzählen).
Probieren Sie gemeinsam Geräusche aus, mit dem Mund oder Gegenständen.
Singen Sie oft mit Ihrem Kind, bewegen Sie sich dazu.
Kinder lieben Verse, Knie-Reiter und andere einfache Sprüchli.
Im 2. Lebensjahr
Begleiten Sie Ihre Handlungen und die des Kindes sprachlich.
Fassen Sie Erlebnisse, Gefühle und Absichten in Worte.
Schauen Sie gemeinsam Bilderbücher an und erzählen Sie Geschichten. Gehen Sie dabei auf die Interessen des Kindes ein.
Singen Sie mit Ihrem Kind und sprechen Sie rhytmische Verse.
Verwenden Sie keine Baby-Sprache (z.B. bezeichnen Sie den Hund als „Hund“, nicht als „Wau-Wau“).
Lassen Sie Ihr Kind teilhaben an alltäglichen Handlungen wie Putzen, Kochen, Backen, Hand- und Gartenarbeiten usw.
Benennen Sie die Folgen und Wirkung einer Handlung. Z.B. „Schau, jetzt ist die Flasche leer.“
Fordern Sie Ihr Kind auf, ohne Nuggi zu sprechen.
im 3. Lebensjahr
Erzählen Sie Geschichten.
Schauen Sie Bilderbücher an, erzählen Sie die Handlungen.
Stellen Sie Fragen. Z.B. Was macht er, warum?
Fragen Sie Ihr Kind nicht ab: „Wie heisst das?“
Hören Sie dem Kind aufmerksam zu.
Lassen Sie Ihr Kind vieles selber tun und so Erfahrungen sammeln – auch wenn Mal etwas schief geht.
Geben Sie Ihrem Kind Möglichkeit mit anderen Kindern in Kontakt zu treten, z.B. Spielplatz usw.
IM 4. LEBENSJAHR
Wiederholen Sie korrekt, was das Kind Ihnen sagt.
Lassen Sie das Kind nicht nachsprechen.
Stellen Sie Fragen: Wann?, Warum?, usw.
Initiieren Sie Handlungen, die zur Sprache anregen. Z.B: Backen, Basteln, Kneten, usw.
Reagieren Sie auf Fragen des Kindes geduldig und gehen Sie darauf ein.
Ab dem 5. Lebensjahr
Spielen Sie mit der Sprache, suchen Sie Reimwörter, erfinden Sie Fantasiewörter und -sprachen, Fingerverse, Gedichte usw.
Ermuntern Sie das Kind, sein Spiel mit der Sprache zu begleiten.
Verzichten Sie auf Kritik an der Sprache des Kindes.
Initiieren Sie Rollenspiele, z.B. Dökterlis, Käuferladen, Vater-Mutter-Spiele usw.
Stellen Sie Bastelutensilien und wertloses Material zur Verfügung.